Unternehmensberater Frank Pauli
COACHING UND CONSULTING

"Die Stadt als Projektionsfläche einer vernünftigen Unternehmenskultur“ 

Der technische Begriff der Transformation definiert die Methode, Energie von einer Seite auf die Andere zu transportieren. Ich habe den festen Eindruck, dass die vielen mittelständische Unternehmen vor Energie sprühen, ihre Erfolge in den öffentlichen Raum zu projizieren. Selbst international aufgestellte Unternehmen unterliegen dieser Selbstdarstellung, auch wenn der lokale Markt in der Stadt nicht adressiert werden soll.

Während meiner langjährigen Tätigkeit in einem wirtschaftlich geprägten Unternehmen in Jena bekam ich einen tiefen Einblick in die kulturellen Besonderheiten von Partnerfirmen und hauptsächlich der weltweit agierenden Kunden. Dabei entstanden nachhaltige Kontakte zu klugen Menschen aus den unterschiedlichsten Ecken von Deutschland, aber ich durfte auch Kollegen aus Korea, China oder den USA, mit deren kulturellen Hintergründen, kennen lernen. Die unten dargestellten Thesen zeigen meine Erfahrungen und Vorstellungen auf, die ich nicht nur hier in Jena gewonnen habe. In der Industrie funktionieren ganz einfache Marktmechanismen, die ich aus der Sicht eines Wirtschaftsunternehmens, in Verbindung zur Kunst, betrachte. Eine Einleitung zu meiner Betrachtung ist in den nachfolgenden Punkten zu erkennen, die ich in weiteren Folien vertiefen werde. 

1.These:   Sachlage in den USA

Das schreckliche Gespenst vom Internethandel und deren Auswirkungen auf die Infrastrukturen der Innenstädte geht nicht nur in den US-amerikanischen Städten um, sondern diese Trends erreichen die deutschen Städte mit voller Wucht. Ausgetrocknete Metropolen wie Detroit sind natürlich nicht dem Internethandel zum Opfer gefallen, da hier die marktwirtschaftlichen Regularien der Großindustrie eine wesentliche Rolle spielten, aber das fehlende Element des kulturellen Erbes in den USA beschleunigte diese Entwicklung noch rasanter. Den Niedergang der ausgestorbenen Städte versuchen nun die Verantwortlichen mit mühevollem Aufwand aufzuhalten und bauen riesige Erlebnisparks, selbst in den innerstädtischen Räumen, auf.

2.These:   Tendenzen im innerstädtischen Raum

Wer hindert uns daran das Gleiche zu tun? Wir besitzen eine große Anzahl von „Erlebnisparks“, aber das reine Aufzählen dieser altehrwürdigen Sehenswürdigkeiten erreicht nur wenige Bürger. Darüber hinaus haben sich moderne Formen der Ablenkung, durch Apple und Mikrosoft, so breit gemacht, dass eine virtuelle Welt schöner und anregender erscheint, als die reale Konfrontation mit der Gegenwart und deren Verwerfungen in der Stadt.

Ein wesentliches Element zur Wiederbelebung des innerstädtischen Raums bleibt und ist die kulturelle Identifikation mit der Region. Dort wo die Muttermilch eingesaugt wird, graben sich auch die Wurzeln in den Boden, selbst und gerade nach gravierenden Veränderungen leben immer noch die Mehrzahl der Bürger in der Stadt und immer mehr kommen dazu.

Nach einem Auftritt des Medienwissenschaftlers Rainer Bellenbaum mit Filmen zum Thema  „Stadt, Platz, Turm“ bin ich mir nicht ganz sicher, ob die Bürger auch noch in 100 Jahren den Satz klar formulieren können „Ich geh mal in die Stadt!“.

Wohin eigentlich? Aldi, Lidl, Kaufland … 

3.These:  Zustände in Deutschland

Den Balanceakt zwischen der industriellen Entwicklung einer Region und der kulturellen Entfaltung beherrschen nur wenige Städte, zumindest nicht nur durch regulierende Kräfte der städtischen Administration. Die allgegenwärtigen Marktmechanismen bestimmen doch nach wie vor das Geschehen. Geld reagiert die Welt – Leider. Regulierende Rahmenbedingungen aus dem politischen Lager müssen sich an den Bedürfnissen der Bürger und der Industrie orientieren.

Die intellektuelle Fähigkeit, aus profitablen Geschäften auch künstlerische Ausdrucksformen zu entwickeln, scheint verloren gegangen. Die Frage, nach einer örtlich geprägten vielfältigen Kulturlandschaft, stellen sich zu wenig Unternehmen, um gerade eine nachhaltige Entwicklung, im Rahmen der globalisierten Wirtschaft, zu fördern. Die Aktivitäten beschränken sich zu häufig auf unklar formulierte Ideen einer universellen Moderne oder Kunst versteht sich als Anlageobjekt.

Doch die gravierendsten Verwerfungen sind im Immobilienmarkt zu erkennen. Die Innenstadt als Anlagemodell. Eine grauenhafte Vorstellung, die selbst in den kleinsten Gemeinden Einzug hält. Nach einem Besuch beim Bildhauer Peter Lenk am Bodensee blieb mir der Mund offen stehen, mit welchen sagenhaften Preisen die Wohneinheiten über den Ladentisch gehen. Nach Aussage vom Künstler sind die Wohnungen wahrscheinlich nur im Sommer bewohnt.

Jetzt könnte sich ein aufmerksamer Leser fragen, wie geht es nun in dem Örtchen weiter? Hilft der Künstler Peter Lenk die innere Struktur der kleinen Welt aufrecht zu halten. Nun, wer sich mit den kontroversen Monumenten des Peter Lenk beschäftigt, wird keine klare Antwort geben können. Doch eines wird klar, nicht umsonst ist dieser kleine Ort so begehrt. 

4.These  Wirtschaftsunternehmen

Die wirtschaftliche Entwicklung von Wirtschaftsunternehmen, wie der GÖPEL electronic Jena, besteht nicht nur aus einem Kraftakt, um eine Erfolgsstory hinzulegen. Ehrgeizige Menschen entwickeln ein Geflecht aus Leistungen, mit einer ausgeprägten Ästhetik und noch dazu in stolzen Gebäudekomplexen. Es reicht nicht nur eine Garage für immer und ewig zu okkupiere. Der Erfolg braucht auch eine Ausdrucksform mit kulturellem Wurzeln und künstlerischen Gestaltungen. Gerade die Kunden schätzen diese ausgeprägte Formgebung. Nicht alles gelingt, aber damit entsteht eine kontroverse Auseinandersetzung mit technischen und kulturellen Problemen.

Nach meiner Einschätzung spielt die Symbiose zwischen dem technischen Anspruch und der ästhetischen Ausdrucksform, auch in der Männerdomäne Technik, eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz eines Produktes.

Während meiner Tätigkeit im Umfeld der Autoindustrie war auffällig zu erkennen, dass bereits der Veranstaltungsort zu einem Seminar maßgeblich die Teilnahme veränderte.

Veranstaltung im Hause GÖPEL:                                    Teilnehmer 80

Veranstaltung im Hotel Esplanade Jena:                       Teilnehmer 120

Veranstaltung im Hotel Leonardo Weimar:                    Teilnehmer 240!!!

Warum spielen diese Veranstaltungsorte eine große Rolle? Natürlich ist Weimar eines der geschichtlich interessantesten Städte in Deutschland, aber auch schon der signifikante Anstieg der Teilnehmer, von „rein in die Stadt“, ist auffällig. 

Eine hervorragende technische Lösung ist natürlich die Basis für weitere Gespräche, aber in der Industrie „spülen“ auch die weichen Faktoren das Geld in die Kassen der Geschäftsleute. In der Analyse des Erfolges der Jenaer Wirtschaft prägen immer noch die historischen Wurzeln der optischen Industrie das Bild. Auf den Spuren von Carl Zeiss folgte aber auch noch Ernst Abbe und selbst Walter Gropius hatte Anteil an der sprunghaften industriellen Entwicklung von Jena!

Abschließend lassen sich folgende Fragen diskutieren:

1.   Wie lässt sich bei den global aufgestellten Unternehmen ein Bewusstsein für die lokale und selbst auch der internationale Kultur entwickeln?

2.   Sollte die Innenstadt eine Projektionsfläche für den Erfolg und den Ehrgeiz der Unternehmen werden?

3.   Wie kann im innerstädtischen Gefüge, eine Verbindung der Gewerbe-treibenden mit den „wilden Kreativen“ hergestellt werden?

Letztendlich sollte Kunst nicht zum Marketingkonzept verkommen, aber aus meiner Sicht entwickeln sich daraus praktikable Ansätze zur Gestaltung der Innenstadt, sonst bleibt, nicht nur die Kunst, einem elitären Kreis von Wohlhabenden vorbehalten!