Kurz vor Weihnachten kamen lachende Kinder in Scharen vorbei. Die roten Nasen leuchteten im Schein der bunten Lichter, die an dem kleinen Karussell vor der "Flora" angebracht waren. Trotz des altertümlichen Gefährts saßen die Kleinen in den Autos von gestern und auf den hölzernen Pferden, um sich an dem Schwindel zu erfreuen.
Die Kinder bemerkten ihn nicht. Er stand vorm C&A felsenfest im kalten Wind des aufkommenden Winters, ohne dicke Handschuhe hielt er die Zeitungen in den Händen. Handschuhe hinderten ihn an der Herausgabe des Wechselgeldes. Doch um diese Zeit kamen noch keine interessierten Leute vorbei, nur Kinder zogen an seiner Jacke und mitleidige Blicke trafen ihn. Alles um ihn herum spielte kaum eine Rolle, seine Aufmerksamkeit galt der "Flora", auf der gegenüber liegenden Seite der Straße. Das kleine Geschäft hatte zu kämpfen in diesen unruhigen Zeiten. Eine Unmenge an Apotheken und großen Drogerieketten ließen wenig Platz. Die Leute schätzten aber das altehrwürdige Haus mit all seiner Herrlichkeiten, mit dem Service und den freundlichen Verkäufern. Für ihn brachte diese Ecke die lange verschüttenden Erinnerungen zurück, als er selbst noch als Kind diesen Laden oft betrat, um das Rezept für seine Mutter einzutauschen, gegen ein besonderes Zaubermittel, so bezeichnete sie dieses kleine Päckchen. Damals ging er wie immer freudig in das Geschäft, um es genauso wieder zu verlassen, bis zu dem Tag als die alte Verkäuferin in die Rente entlassen wurde.
Kapitel 1-27 im Buch "Der Graben" wird fortgesetzt.